Umbau und Sanierung Haus der Kirchenmusik

Seit den 60er Jahren beheimatete der Vorgängerbau des nun neu eingeweihten Hauses der Kirchenmusik die ehemalige „Mütterschule“ sowie nach und nach die Domsingknaben, den Domchor, die Bischöfliche Kirchenmusikschule und den Mädchenchor am Dom. Als pastorales Großprojekt wird sich hier seit Jahrzehnten der musischen- und der Persönlichkeits-Bildung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen verschrieben.  Das in die Jahre gekommene Gebäude wurde jedoch dem stetig wachsenden Bedarf an qualitativ hochwertigen Proberäumen, Nutzungskonzepten sowie den technischen Anforderungen nicht mehr gerecht.

Das Haus der Kirchenmusik fasst die Ecke eines innerstädtischen Blockrandes, vis-a-vis zum Rathaus und zur Rathausgalerie. Es bildet mit diesen den östlichen Auftakt zum Innenstadtkern. Städtebaulich fügt sich das Gebäude mit seiner Putzfassade und der Kubatur in den gebauten Kontext und setzt doch deutlich Neues in den Stadtraum; sei es der aufrechte zeichenhafte Giebel oder das sich öffnende Erdgeschoss mit Blick bis in den begrünten Hof.

Im Respekt vor der Bausubstanz und derer hohen baurechtlichen Ausnutzung des Grundstücks entschied sich Bauherr und Architekt das Gebäude auf seinen Rohbauzustand zurückzuführen und für ein neu ansetzendes „Weiterbauen“, statt ein „Neubauen“.

Um den oben erwähnten Ansprüchen an das Gebäude gerecht zu werden, wurde ein komplexes Raumprogramm erarbeitet von Eltern-Café, Freizeitraum, Gemeinschaftsküche, Werkräumen, Büronutzungen, Frühförderung, Orgelräumen, Instrumentalunterricht, Notenarchiven, Seminarräumen unterschiedlicher Gruppengrößen und nicht zuletzt zwei Singsälen mit einer Chorstärke von 70 und 100 Personen.

Es galt die unterschiedlichen Nutzungen nicht nur sinnhaft zu arrangieren / zu priorisieren. Ebenso mussten unter anderem die schalltechnischen Wechselwirkungen bedacht werden, was ein hohes Maß an raumakustischer und bauakustischer Planung nach sich zog. So sei exemplarisch auf einen zusätzlichen Saal verwiesen, der so weit wie möglich von seinem kleineren Pendant bauakustisch entrückt wurde und raumakustisch das benötigte Volumen in einen neuen Dachstuhl fand.

Konstruktiv handelt es sich um einen Hybridbau. Der vorhandene Rohbau aus Beton und Stein wurde wo nötig weitergebaut. Aufgrund der geringen Deckenquerschnitte und geringen Reserven des Tragwerks wurden die Fassaden durch Holzrahmenbauweise ergänzt. Ebenso finden sich weitspannende Stahlrahmen im neuen Dach, um die nötige Stützenfreiheit des neuen Saals zu generieren.

Die Wände musikalisch genutzter Räume sind zur akustischen Optimierung nicht rechtwinklig erbaut. Sie basieren auf trapezförmigen Grundrissen, was sich bis in die Säle und als Zitat ebenso in der Fassade wiederfinden lässt. Die Ausstattung und Materialität der Innenräume bleibt stets wertig, jedoch immer an einer robusten Nutzung orientiert.

So wurde maßgeblich Eichenholz, graue Fliesen und Werkstein, weiße Akustik-Decken
und -Wände eingesetzt, ergänzt von wandgroßen Farbfeldern.

Somit findet sich die Kirchenmusik in einem dann doch neuen Haus wieder, in dem Heranwachsende wie Besucher sich „zuhause“ fühlen, welches sich ebenso prägnant städtebaulich artikuliert.

Bauherr
Bistum Essen

Standort
Essen

Leistung
1-9

Jahr
2021

Fotograf
Florian Monheim

Kenndaten
BGF 1.650 qm